Theoretische Grundlagen zur Mediation

Einflüsse des „sozialen Geschlechts“ auf die Entstehung und Austragung von Konflikten

Unterschiedliches Konfliktverhalten von Frauen und Männern ist in der Alltagserfahrung durchaus präsent und häufig als solches bereits wieder Auslöser von Konflikten. Diese Alltagserfahrung war Anlass, der Frage nach möglichen Ursachen, Ausprägungen und Auswirkungen „geschlechtsspezifischen“ Konfliktverhaltens nachzugehen.

Ausgehend von Überlegungen zu Fragen der Geschlechtsstereotype, Geschlechterrollen, Geschlechtsidentität, Geschlechterrollenidentität und möglichen Geschlechtsunterschieden in Einstellungen und Verhalten, wird im Mittelteil der Arbeit die Annahme überprüft, dass dem „sozialen Geschlecht“, d.h. den im Lauf der Sozialisation erworbenen Werthaltungen, Einstellungen, erwarteten (und umgesetzten) Verhaltensweisen nicht nur bei der Entstehung und Austragung von Konflikten, sondern bereits bei der Einstellung zu Konflikten ein besonderer Stellenwert zukommt.
Eine Untersuchung zum Streitverhalten von 13-15jährigen Mädchen und Buben illustriert die Auseinandersetzung mit der Kernthese. Der von mir eigens für diese Untersuchung entwickelte Fragebogen befindet sich im Anhang der Arbeit.

Der dritte Teil der Arbeit befasst sich zum einen mit den „Tücken der Geschlechterfalle“ im Mediationsprozess – den möglicherweise nicht genügend beachteten Mustern weiblich-männlicher Konfliktstrategien: Tücken sowohl für KlientInnen als auch für MediatorInnen. Zum andern wird auf die Stärken und Kompetenzen des jeweilig weiblichen oder männlichen Konfliktverhaltens als Chance im Mediationsprozess eingegangen.

Geschlechtsunterschiede in Einstellungen, Werthaltungen, Zugehens- und Verhaltensweisen als sozial determiniert zu erkennen und zu hinterfragen, bedeutet nicht, sie in Bausch und Bogen über Bord werfen zu müssen. Sie lassen sich auch in ihren jeweiligen Stärken nutzen als Erweiterung des Handlungsspielraums. „Der Einfallsreichtum im Erkennen und Finden von Ressourcen mit dem Potenzial, ein bestimmtes Problem lösen zu helfen, ist selbst eine "Super-Ressource".“ (G.Hanak/J.Stehr/H.Steinert, Ärgernisse und Lebenskatastrophen. Über den alltäglichen Umgang mit Kriminalität, Bielefeld 1989, S. 167).

Lore Tálos, Wien. Psychagogin, Mediatorin (Schwerpunkt: Mediation und „Konfliktkultur“ im schulischen Kontext); Mitinitiatorin und fachliche Begleitung des Projekts StreithelferInnen. Schwerpunktthemen: Konfliktkultur, Geschlechtsspezifisches Konfliktverhalten, Geschlechtsspezifische Aspekte bei Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen
E-Mail: lore.talosⒶchello.at

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