Umweltmediation:

„...wenn es wo einen Konflikt gibt,
rufen die Politiker häufig nach Gemeinwesenarbeit...“

Als Betreuerin bei der NÖ Dorf- und Stadterneuerung bin ich mit der Erstellung und Umsetzung von Leitbildern zum Themenbereich Stadterneuerung befasst. Meine Aufgabe ist gemeinsam mit der Bevölkerung sowie Politikern Leitziele und Maßnahmen in NÖ Kleinstädten zu entwickeln. Die Maßnahmen umfassen Themenbereiche wie Neugestaltung des Hauptplatzes, Initiierung eines Jugendzentrums oder Installierung eines touristischen Leitsystems. Der Umfang der Projekte ist unterschiedlich. In der Regel ist für die Umsetzung das vorhandene Budget der begrenzende Faktor. Für den Prozess stehen insgesamt vier Jahre zu Verfügung. Für die Umsetzung der Projekte, für die es auch finanzielle Unterstützung vom Land Niederösterreich gibt, bleiben in der Regel drei Jahre.

Bei der Projektentwicklung und –umsetzung kommt es immer wieder zu Konflikten. War die „gemeinsame Vergangenheit“ nicht so erfreulich, ist ein gemeinsamer Prozess oder ein gemeinsames Projekt schwer durchzuführen, ohne die Vergangenheit zumindest zu respektieren. Auch die Politik spielt vor Prozessstart bereits eine wesentliche Rolle. Hat die an der Aktion teilnehmende Gemeinde nicht dieselbe politische Richtung wie das Land NÖ, von dem offiziell Betreuung und Geld kommen, kann es von Anfang an Widerstände geben. Der Neutralität der Prozessbegleitung kommt in diesem Fall eine wichtige Rolle zu. Grundsätzlich ist es auch für die Politik ein Lernprozess, Macht abzugeben und ehrenamtliche Mithilfe von der Bevölkerung anzunehmen. Dazu kommen starke Eigeninteressen von einzelnen Personen und die Angst vor Veränderungsprozessen.

Im Prozessverlauf kommt es in den unterschiedlichsten Phasen zu Konflikten.
Bei Projektentstehung und -umsetzung treffen unterschiedliche Werthaltungen und daraus hervorgehende Interessen aufeinander. Für einen gesamten Mediationsprozess ist im Rahmen der wöchentlich 14-stündigen Betreuung für eine Stadt keine Zeit vorhanden. Einem Mediationsprozess stehen außerdem auch die mangelnde Neutralität und das gegebene Eigeninteresse an der Lösung des Konfliktes entgegen.

Im Projekt der Stadterneuerung werden ähnliche Hilfsmittel verwendet wie in der Mediation. Auch der Ablauf und das Weltbild stimmen großteils überein. So ist beispielsweise für den Ablauf der Arbeitskreissitzungen der/die StadterneuerungsbetreuerIn verantwortlich; das entspricht der Rolle der MediatorIn beim Mediationsgespräch. Für den Inhalt sind die Bevölkerung bzw. die KontrahentInnen verantwortlich. Daher sind viele Werkzeuge und Abläufe, die in der Mediation Verwendung finden, auch im Stadterneuerungsprozess relevant (Abfragen der Interessen, Erarbeitung von Lösungen, Einigung für Lösungen, Spiegeln,...).

Eine Organisationsform, die der Mediation am ähnlichsten kommt, ist eine halbtägige bzw. eintägige Klausur im Rahmen der Dorf- und Stadterneuerung, bei der zuerst die Probleme und Interessen abgefragt werden und dann gemeinsam nach Lösungsansätzen gesucht wird.

Mag. Marceline Martischnig, Wien. Mediatorin, Landschaftsplanerin und Landschaftspflegerin, Angestellt bei der NÖ Dorf- und Stadterneuerung.
E-Mail: marceline.martischnigⒶdorf-stadterneuerung.at
Tel: 0676 / 55 91 905

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