3s Unternehmensberatung: Berufsbegleitende Studien - Interview mit Dr. Klaus Rückert

Interview: Bildung, Pädagogik & Psychologie

  1. Welche Kompetenzen sind für eine Tätigkeit im Bereich „Bildung, Pädagogik & Psychologie“ unbedingt mitzubringen?

  2. In welchen Bereichen beobachten Sie eine zusätzliche Nachfrage an Fachkräften?

  3. Welche Zusatzqualifikationen sind im Berufsfeld gern gesehen?

Ad 1) Erlauben Sie mir eine kurze Analyse, aus der sich dann die erforderlichen Kompetenzen ergeben:

Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der sich die Berufstätigen nicht mehr über ihre einmal erworbene Ausbildung, sondern über kontinuierlich fortgesetzte Weiterbildungen und Spezialisierungen im Sinne des „Lebenslangen Lernens“ definieren. Lernen ist also nie zu Ende und zukünftige ArbeitnehmerInnen müssen damit rechnen, 4-5 Mal in ihrem Berufsleben ihren Job zu wechseln.

Wir müssen uns also offen halten für eine Welt, die sich ständig verändert. Wir sind gezwungen als SpezialistInnen auf dem Arbeitsmarkt gegen einander zu konkurrieren und stehen im Stress, die neuen technischen Entwicklungen nicht zu verpassen. Verlierer sind Menschen, die mit diesem Tempo nicht mithalten können, das sind meist alte Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Menschen mit niedrigem Ausbildungsniveau.

Die rasant fortschreitende Informations- und Kommunikationstechnologie macht uns jederzeit erreichbar und beschert uns den „24h-Stunden-Tag“. Als Folge steigt die Burn–out-Problematik, und wir stehen vor neuen Herausforderungen, z.B. vor der Frage, wie wir in dieser Beschleunigung für uns und unsere Familien – falls wir die überhaupt noch eingehen – eine vernünftige „work-life-balance“ herstellen? Die moderne, freie Welt hat durchaus ihre Schatten.

Bildung, Pädagogik und Psychologie haben einerseits die Aufgabe, die Menschen für diese Welt mittels Training fit zu machen, andererseits haben sie auch eine Schutzfunktion: die Menschen sollen über Wissenserwerb, gute Beratung und falls notwendig mit Hilfe von Psychotherapie ermächtigt werden, eine eigenständige und kritische Haltung zu den gesellschaftlichen Zwängen einzunehmen. Es geht um die Fähigkeit, „Nein“ sagen zu können, wenn das eigene Überleben es erfordert.

Aus den dargestellten Fakten ergeben sich auch die erforderlichen Kompetenzen für Bildungsverantwortliche, PädagogInnen und PsychologInnen: die Entwicklung hoher professioneller Kompetenz in ihren Fachgebieten, verbunden mit praktischen Erfahrungen; eine kritische und bewusste Haltung gegenüber oft nur scheinbar notwendigen gesellschaftlichen Anforderungen, verbunden mit der Fähigkeit, auch sich selbst in Frage zu stellen; soziale Kompetenzen im Umgang mit Menschen, geleitet vom Ziel, den Wert des Lebens als vorrangig gelten zu lassen.

 

Ad 2) Für die ständig differenzierter und komplizierter werdende Welt benötigen wir KommunikationsexpertInnen für alle Lebensbereiche. Die ExpertInnen haben die Aufgabe, den Menschen die Komplexität zu erklären, sie zu schulen und Beziehungen zwischen den Menschen herzustellen. Ein Boom an Beratung, Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung im betrieblichen Kontext, ein großer Bedarf an Psychotherapie im privaten Leben und ein vermehrter Einsatz von Eventmanagement im Freizeit- u. Veranstaltungsbereich sind festzustellen.

Die „Creative-Jobs“ übersteigen an Zahl bereits die Arbeitsplätze in der Produktion, als neue Branche entwickelt sich die „Denkdienstleistung“.

Eine große Nachfrage an Fachkräften gibt es infolge der demographischen Entwicklungen im Bereich der Altenarbeit, infolge der globalen Umwälzungen im Bereich der Migration, infolge der Klimaveränderungen im Bereich des Katastrophenschutzes, der Ernährungswissenschaften und der Traumaberatung.

 

Ad 3) Soziale Kompetenzen, Beratungskompetenzen in Verbindung mit Ausbildungen in Konfliktmanagement und Diversity, betriebswirtschaftliches Wissen als Grundlage für die Beratung von Menschen.

Auf der persönlichen Ebene „Selbsterfahrung“, um mit komplexen Situationen umgehen zu können, sowie die Fähigkeit, die vielen Widersprüchlichkeiten im Leben und in der Arbeit aushalten zu können und für Bildungsaktivitäten und Beratung kreativ zu nutzen.

In der Informationsgesellschaft ist die Welt kleiner geworden, weil wir über die Konflikte und Probleme informiert sind. Wissen heißt Verantwortung. Nutzen wir unser Wissen in Bildung, Pädagogik und Psychologie zur Milderung gesellschaftlicher und globaler Probleme.

 

Interview mit Dr. Klaus Rückert, www.bildungsmanagement.ac.at

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