Wenn Konflikte emotional werden, bedarf es eines neutralen Dritten, der zum Ausgang aus der Krise leitet. In vielen Berufssparten wird Mediation zur interessanten Zusatzausbildung!
Wohl die meisten von uns würden sich, falls sie gefragt werden, als friedliebende Menschen bezeichnen. Bei Ärgernissen oder Provokationen oder wenn es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen, werden wir allerdings schnell aggressiv. „Schuld“ daran sind immer die Anderen! Bei Vertrauten und Freunden beschweren wir uns gerne über andere und entwerten sie, so entsteht Stimmungsmache und Meinungsbildung.
Aggressive Äußerungen entlasten uns und sind Teil unserer normalen alltäglichen Kommunikation. Allianzen bilden sich und lösen sich wieder auf, Fremde werden zu Freunden und umgekehrt.
Problematisch wird es dann, wenn Konflikte sich verhärten, aggressive Einstellungen sich chronifizieren und die Kommunikation sich dadurch einengt. Im privaten und im beruflichen Leben sind wir vielfach aufeinander angewiesen und müssen zusammenarbeiten. Wenn Konflikte ungelöst bleiben und die Sachlichkeit verloren geht, dann sitzen wir in der Falle und können unseren Beziehungsmodus nicht mehr frei wählen. Diese Situation ist ein Nährboden für Gewalt und zerstörerische Handlungen. Durch unaufgeklärte Konflikte zwischen Mitarbeitern entstehen in Unternehmen erhebliche Kosten.
Das Win-Win-Prinzip
Mit der Methode Mediation haben wir die Möglichkeit, auch in heiße Konflikte hineinzugehen, dort mit Vernunft zu agieren und den Konflikt ohne Gewaltanwendung und Zerstörung zu regeln.
Der Wirkmechanismus der Mediation ist so altbekannt, dass ihn eigentlich jedermann kennen müsste und beruht auf einer ganz einfachen kommunikativen Wahrheit, die ungefähr so lautet: „Wenn ich den Anderen, Fremden, gehassten Feind zerstöre, zerstöre ich auch Teile von mir“, oder positiv formuliert: „Sorge dafür, dass es dem Anderen, Fremden, gehassten Feind gut geht – dann geht es auch dir selbst gut“. Das ist die vielzitierte Win-Win-Methode.
Ein Spielpartner, den man mit Triumph endgültig besiegt, wird keine Lust mehr verspüren, je wieder mitzuspielen. Für den Sieger bedeutet das zwar einmal gewonnen, aber den Spielpartner für immer verloren zu haben.
Dieses Prinzip gilt durchgehend für alle Konflikte u.a.: im familiären Bereich, in der Wirtschaft, im öffentlichen Bereich, im Bereich Bauen und Wohnen und für politische Konflikte.
Mediation und Methoden der alternativen Konfliktregelung können heute nicht mehr als Modeerscheinung abgetan werden. Im Gegenteil muss Mediation als Zeichen einer sozialen Bewegung angesehen werden, beruhend auf der Sehnsucht vieler Menschen, Konflikte nicht mehr durch Zerstörung, sondern konstruktive und nachhaltig zu lösen.
Wir befinden uns hier mitten in einem Paradigmenwechsel von einer Streit- zu einer Verhandlungskultur. Ganze Berufszweige (Anwälte, Notare, Wirtschaftstreuhänder, Architekten, Raumplaner, Sozialarbeiter etc.) sind von diesem Paradigmenwechsel erfasst und reagieren darauf, indem Sie sich in Mediation & Konfliktmanagement ausbilden.
Mediation hat auch bereits in einige Gesetze Eingang gefunden. U.a.: Eherechtsänderungsgesetz, 1999; Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz, 2001; Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz, 2002. Im „Bundesgesetz über Mediation in Zivilrechtssachen“, 2003, wird die Ausübung von Mediation im Zivilrechtsbereich umfassend geregelt und mit Grundsicherungen wie der Verschwiegenheitspflicht und der Fristenhemmung ausgestattet.
Die Liste der „eingetragenen MediatorInnen“ beim BM f. Justiz wird für Sicherheit auf Seiten der Konsumenten sorgen. Die Ausbildung in Mediation ist mit ZivMediatG 2003 geregelt.
Wir sind scheu mit unseren Konflikten in die Öffentlichkeit zu gehen, weil sie Schwäche andeuten und überdies mit dem Gewinner-Verlierer-Image belastet sind. Der Konflikte sind viele, doch die Praxis der Mediation ist derzeit noch dünn.
Das wird sich bald ändern. Mediation etabliert sich! Sie ist nicht nur eine Methode zur Konfliktbewältigung, sondern auch Ausdruck einer neuen Haltung und politische Philosophie für zwischenmenschliche Kommunikation in der modernen Gesellschaft. Das ist das eigentlich Faszinierende an der Mediation
Dr. Klaus Rückert