Fr4 Monika M. Sommer (D)

Workshops Kongress / Congress

Fr. 5. 5. 2006, 14.30-16.00

Fr4 Monika M. Sommer (D)

„Wenn verschiedene Traditionen von Konfliktbewältigung aufeinander treffen – Konsequenzen für die Mediation in geteilten Gesellschaften, am Fallbeispiel der multi-ethnischen Region Gambella in Äthiopien"
When Different Traditions of Conflict Resolution Meet – the Case of the Multi-Ethnic Regional State of Gambella, Ethiopia: consequences for mediation in divided societies

Wenn verschiedene Traditionen von Konfliktbewältigung aufeinander treffen
Viele Kriege der Gegenwart sind von Konflikten über kulturelle Identitäten geprägt und haben eine ethnische, manchmal auch religiöse Dimension. Sehr oft zeigt sich bei näherer Analyse jedoch, dass diese (bewaffneten) Konflikte tatsächlich durch Ungleichbehandlungen ihre Dynamik entfalten – insbesondere durch ungleichen Zugang zu wirtschaftlicher und politischer Macht. Die globale Marktwirtschaft hat ihre Vor- und Nachteile ungleich verteilt: sehr oft wird eine Schicht, Ethnizität oder religiöse Gruppe innerhalb eines Landes oder einer Region bevorzugt, während eine andere benachteiligt wird. Während es unerlässlich ist, diese Schlüsselfaktoren eines jeden Konflikts im Prozess einer Mediation und Konfliktbewältigung zu adressieren, ist es nicht weniger wichtig, im Prozess der kulturellen Verschiedenheit der Akteure gerecht zu werden, Verschiedenheiten, die tief in der Geschichte und der jeweiligen Gesellschaft verankert sein mögen.
Der Workshop versucht, auf Kultur basierende Unterschiede bewusst zu machen. Kulturelle Unterschiede werden häufig als selbstverständlich hingenommen und nicht ausgesprochen. Trotzdem beeinflussen sie den Prozess der Mediation – oft bis hin zum totalen Verhinderung. Basierend auf der Analyse verschiedener traditioneller Mediations- und Konfliktbewältigungsansätze unter den Völkern und ethnischen Gruppen in Gambella, wird der Workshop die Notwendigkeiten analysieren, traditionelles Wissen und Weisheit über Konfliktbewältigung wertzuschätzen und zu integrieren. Dabei warden verschiedene westliche Mediationsansätze und –strategien behandelt, und auf ihr integratives Potential hin untersucht werden. Wie weit müssen Mediatoren kulturelle Verschiedenheiten kennen – ohne durch ethnologische Studien absorbiert, oder Teil der Kultur selbst zu werden? Wie viel müssen sie wissen, um Brücken bauen und Verständigung herstellen zu können? Wenn es richtig ist, dass Konflikte nicht Zeichen des Primitiven, Wilden oder Unzivilisierten sind, sondern Regeln folgen, Teil einer Kultur sind und sogar bestimmte soziale Funktionen erfüllen, dann haben Konflikte das Potential zur sozialen Veränderung, da sie neue Lernprozesse unterstützen und Entscheidungen erfordern. Für jede soziale Gruppe ist daher der Prozess einen Konflikt zu lösen genau so bedeutend wie der Ausgang, das Ergebnis. Mediationen, die sensibel mit sozialen Gruppen und ihren Kulturen verfahren, können zur Aneignung von „Entwicklung“ beitragen, und damit dem Begriff im afrikanischen Kontext eine tiefere Bedeutung jenseits rein ökonomischen Wertzuwachses zukommen lassen.
Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler und Praktiker gleichermassen. Die spezifische Expertise der Workshopteilnehmer soll in vollem Umfang in die Gestaltung und die Ergebnisse einfliessen.

When Different Traditions of Conflict Resolution Meet
Many of today’s wars are driven by conflicts over cultural identity, having ethnic and sometimes religious dimensions. A deeper analysis often reveals that these (armed) conflicts are fuelled by inequalities – by inequalities of economic and political power. Market-oriented globalization brings very unequal benefits and burdens to peoples: it often benefits one class, ethnic, or religious group within a country or region while it disadvantages others. While it is essential to be able to address the key factors of conflicts in a process mediation and conflict resolution, it is also crucial that the process acknowledges differences in culture among the players, which might have deep roots in history and in the respective societies.
The workshop seeks to sensitise for cultural based differences. Differences in culture are often taken as granted and are not vocally expressed. They nevertheless influence mediation processes – often even to the extent to hinder the process as such. Based on the analysis of different traditional mediation and conflict resolution approaches among the peoples and ethnic groups residing in Gambella, the workshop will attempt to analyse the need to validating and including traditional knowledge and wisdom of conflict management.
Different western mediation approaches and strategies will be discussed and checked on their respective integrative potential. To which extent do mediators need to know cultural differences - without being absorbed by ethnographic studies or even the culture itself? How much do they need to know in order to be able to build bridges and to facilitate understanding? When it is right that conflict, rather than being a sign of the primitive, the savage or uncivilized, obeys rules, is part of culture, and even fulfils certain social functions, conflict has a potential for social change as it encourages processes of learning and selection. Thus, the process of resolving a conflict is as important as the outcome for the community involved. Mediation which is sensitive to the communities and their culture may contribute to ownership in development, giving the term a deeper sense of growth beyond economical figures in the specific African context.
The workshop addresses academics and practitioners alike. It will be conducted in a way that the expertise available in the group will be fully used during the workshop and in developing its results.

Monika M. Sommer, Assessor (jur), M.A. (Mediation), hat ihre Mediationsausbildung am Institut Universitaire Kurt Bösch (IUKB) mit einer Magisterarbeit über Konflikttransformation und Mediation im multiethnischen Regionalstaat Gambella in Äthiopien abgeschlossen (auf English). Diese Arbeit setzt sie in ihren Studien zur Konfliktbewältigung fort und entwickelt sie weiter in Fragestellungen zur Übergangsjustiz nach gewaltsamen Auseinandersetzungen. Sie ist Doktorandin am Institut für Politische Wissenschaften der Universität Hamburg (Prof. Dr. Rainer Tetzlaff) und assoziierte Wissenschaftlerin an der Addis Ababa Universität, Äthiopien. In Gambella unterstützt und berät sie eine lokale interreligiöse und interethnische Nicht-Regierungs-Organisation, den „Gambella Peace and Deveopment Council, GPDC“.

Monika M. Sommer, assessor (jur.), M.A. (mediation) received here Master’s degree at the Institut Universitaire Kurt Bösch (IUKB) (Switzerland), with a dissertation on “Transforming Conflict in the Multi-ethnic State of Gambella in Ethiopia: Mediation in a divided society”. In her recent work she continues and extents her research on conflict resolution and towards transitional justice after violent confrontations. She is PhD-Student with the Institute of Political Science, Hamburg (Prof. Rainer Tetzlaff), and associate researcher with the Addis Ababa University, Ethiopia. In Gambella she actively supports and advises a local inter-faith and inter-ethnic NGO, the Gambella Peace and Development Council (GPDC).

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