Krieg in den Schulen mit 9-Jährigen

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ARGE Bildungsmanagement

In jedem Abschlusssemester in der 4. Klasse Volksschule wiederholt sich dasselbe Drama:
die Noten sind ausschlaggebend für den Weg ins Gymnasium oder in die Hauptschule!

Noten von 1-2 sind entscheidend für gute, Noten von 2 abwärts für schlechte Chancen im Bildungsweg und damit für das zukünftige Leben - und das bei 9-Jährigen nach 4 Jahren Schulzeit!

Tapfere Kinder, die wir da in den Krieg schicken.

Und alle müssen über diese Klinge springen, es geht um Gewinnen oder Verlieren.

Pädagogische Ziele wie individuelle Entwicklungszeiten, Solidarität und Freundschaft untereinander, Schule als Ort der Kommunikation und Integration sind außer Kraft gesetzt – jetzt gilt:

Wer ist besser, wer ist schlechter:

  • Die letzten Schularbeiten, Noten und Chancen rücken näher, Spannung und Sorgen steigen, Eltern sind nervös, Kinder und LehrerInnen werden unter Druck gesetzt, die Angststimmung in den Familien steigt, Kinder werden in privaten Lernmarathons trainiert (wer kann denn Positives leisten unter derartigem Druck?) und das alles auf Kosten von Beziehung, Wohlwollen und Liebe zu den Kindern. Das beschäftigt alle bis in den Schlaf – und schafft unruhige Nächte.
  • Dann steht die Note fest. Kinder und manchmal auch LehrerInnen weinen, Eltern sind enttäuscht, verzweifelt und reagieren ihren Frust an den Kindern oder Partnern ab. Der Konflikt eskaliert.

„Das Semesterzeugnis in der 4. Klasse ist existenzentscheidend!“ Aussage eines Lehrers vom Schulschiff, Wien.

Die Chancen im Leben der Kinder werden mit 9 Jahren fixiert, und schlechte Bildungswege sind später schwer aufholbar. Lasst alle Hoffnung fahren!

Warum tun wir uns das an?

Österreich leistet sich eines der teuersten Schulsysteme Europas. Doch die Ergebnisse sind niederschmetternd:

  • traumatisierte SchülerInnen, Verliererstatus mit 9 Jahren, und wer mag schon Versager?
  • gestörte Beziehungen zwischen enttäuschten Eltern und unglücklichen Kindern
  • Vernichtung vieler Begabungen, die keine Zeit hatten, sich zu entfalten
  • irreparable Lerntraumata, die lebenslang anhalten und an die nächste Generation weitergegeben werden
  • Ausgrenzung von Kindern garantieren Frust-, Resignations- und Aggressionspotenziale für das spätere Leben als Jugendliche und Erwachsene
  • auf der Seite der VolksschullehrerInnen: Burnouts infolge eines unmöglichen Berufs, der einerseits
  • Einfühlung, Begeisterungsfähigkeit und Achtung vor den Persönlichkeiten der Kinder einfordert und
  • schlussendlich die aufgebaute Beziehung in der 4. Klasse mit einer (Lebens-)Verurteilung beendet.

LehrerInnen als VerräterInnen – wem hat das Kind vertraut? Welcher Mensch hält so was beruflich längere Zeit aus?

Niemand will diesen Krieg. Lernen und Bildung sind die mächtigsten Integrationskräfte in unserer Gesellschaft. Wir missbrauchen sie als Kampfplatz.

Wer macht diesen Krieg? – das Schul- und Bildungssystem? Die Betroffenen leiden, wir ändern es nicht! Wir sind das System.

Dr. Klaus Rückert,
Psychologe und Psychoanalytiker, seit 30 Jahren im Bildungsmanagement tätig, Leiter der ARGE Bildungsmanagement.