Memento Mori

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Harald Picker:

16.09.1939 – 06.09.2022


Harald Picker ist am 06.09.2022 plötzlich verstorben. Er wurde 82 Jahre alt.

Harald Picker war ein besonderer Mensch. Sein Tod ist ein Unglück für die Menschen, die Ihn liebten und ein Verlust für alle Freunde, Kolleg*innen und Studierende in den Ausbildungen.
Er hat bis zum Schluss unterrichtet und seine Praxis als Lehranalytiker und Sozialpädagoge geführt. Er war ein begnadeter Lehrer. Noch Jahrzehnte nach ihren Studien berichteten die Absolvent*innen über ihre Seminare mit Harald Picker von Lichtmomenten, die ihr Leben geprägt haben.

Lebensweg:

Harald Picker begann seine berufliche Karriere als Volksschullehrer (1958-1972), wechselte dann zur Sozialen Arbeit und gründete 1972 die erste therapeutische Wohngemeinschaft der Stadt Wien für dissoziale Jugendliche. Eine Pioniertat, denn damit setzte er in der Jugendwohlfahrt den Startschuss für die Wohngemeinschaftsbewegung, welche schließlich in der Heimreform 2000 die Auflösung der
(gewalterfüllten) Großheime bewirkte. 1975 erweiterte er seine Ambulante Beratungstätigkeit und gründete mit der Stadt Wien das erste Sozialtherapeutische Institut, dem noch weitere folgen sollten.
Im Jahr 1976 eröffnete er eine Praxis für Psychotherapie und Psychoanalyse, führte aber weiterhin seine Arbeit mit Randgruppen als Sozialtherapeut und Sozialpädagoge fort.

1985 gründete er gemeinsam mit Klaus Rückert das „Wiener Psychoanalytische Seminar“, welches das Ziel verfolgte, die Psychoanalyse als Theorie und Praxis vor der Verschulung und Bürokratisierung durch das aufkommende Psychotherapiegesetz zu schützen. Im Jahr 1986 wurde er zum Direktor des Heimes Lindenhof der Stadt Wien in Eggenburg berufen und hielt diese Funktion bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990.

All diese Jahre waren zudem erfüllt von intensiver Lehr- und Vortragstätigkeit an Hochschulen und in Symposien zu den Themen Psychoanalyse, Soziale Arbeit und Strafvorzug. Er war ein gefragter Supervisor in der Jugendwohlfahrt, in der Suchthilfe und in Justizanstalten.
Seine Arbeit wurde 2007 durch die Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst gewürdigt.

Persönlichkeit:

Harald Picker blieb seinen oft schwierigen Klient*innen stets treu. Er glaubte an sie und schöpfte seine Kraft aus seiner großen Menschlichkeit. Man kann ihn mit Fug und Recht als wirklich authentischen
Psychoanalytiker bezeichnen. Dabei blieb er immer bescheiden und brüstete sich nie mit seinen Erfolgen. Er war an Menschen und deren Lebensschicksalen interessiert, öffentlicher Ruhm und Karriere waren ihm nebensächlich. Seine großen Talente waren die Orgelmusik und die Kunst. Er
hinterlässt viele Werke, Skulpturen und Grafiken. Harald Picker hatte ein großes Herz. Er war immer liebevoll für seine Klient*innen und Freunde da, teilte mit ihnen alles und brauchte selber nichts. Das ging sogar soweit, dass er bereitwillig und selbstlos alle
seine Ressourcen zur Hilfe für Bedürftige einsetzte und sich dabei verschuldete. Er wurde nie reich, aber er rettete Menschenleben.

Der Tod einer geliebten Person ist tragisch, und die aufgerissene Leere ist nicht zu füllen. Die Zeit wird den Schmerz des Verlustes allmählich zudecken. Doch nehmen wir Harald´s Tod als persönlichen Auftrag: Begegnen auch wir Menschen respektvoll und wertschätzend, bleiben wir neugierig und pflegen wir unser Interesse an Kunst, Kultur, Religion und Philosophie!

Harald Picker war ein Weiser, ein Menschenfreund. Er starb an einem Herzinfarkt.

Wir danken Dir, Harald, für alles, womit du unser Leben bereichert hast.

Melanie und Christina Scherzer und Ihre Familien
Christl, Magdalena, Ruth und Clara Picker
Alle Freunde und Kolleg*innen
Die Studierenden und Absolvent*innen
Die Patient*innen und Analysand*innen
Das ARGE-Team
Valerie, Melanie und Alex,
Iris und Klaus Rückert


Nachruf Harald Picker